Spendenaktion Dezember 2020 und Jahresrückblick

Das Wundmanagement ohne Grenzen hat vor ein paar Wochen zur Obdachlosen-Spende aufgerufen. Wir waren und sind noch immer überwältigt davon, wie viele Spenden zusammengekommen sind und wie großzügig Menschen sein können. Auch dass die örtliche Entfernung keine Rolle spielt, hat uns sehr berührt. So haben uns zum Beispiel Spenden aus Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Super!

Danke an meine Kollegen, Freunde, Patienten, Angehörige und alle Menschen, die gespendet und uns unterstützt haben.


Vorbereitung:

 

Ich, Alessandra, würde am Anfang gerne ein paar Sätze hinsichtlich der Vorbereitung verlieren. Meine kleine Anfangsidee hat sich über Wochen ziemlich vergrößert und es gab einige Momente, in denen ich dachte, dass mir die Aktion über den Kopf wächst. An dieser Stelle möchten wir, Inga und Alessandra, uns gerne bei unseren Liebsten bedanken, die uns zugehört haben und ihre Hilfe angeboten haben. Hinzukamen die ständig neuen Coronaschutzverordnungen und schließlich der Lockdown. Doch ist es uns gelungen, ein Corona-Hygienekonzept auszuarbeiten, welches auch sehr gut funktionierte.

 

Erschrocken hat uns in der Vorbereitungszeit der Gegenwind aus einer anderen Hilfsorganisation, die der Auffassung war/ist, dass es den Kölner Obdachlosen „gut geht“ und unsere Unterstützung vor Ort sinnlos wäre. Zum Glück haben wir unsere eigene Wahrnehmung und haben uns von diesen Aussagen nicht unterkriegen lassen. Und das war gut so, denn was wir am Aktionstag erlebt haben zeigte schnell … es gibt genügend dankende Hände und ein dankendes Lächeln. Ein pauschales „…denen geht es gut…“ stimmt einfach nicht.

Was wurde alles gespendet, gesammelt und verteilt?

  • Weihnachtsplätzchentüten und Halsbonbons mit Wünschen dran
  • Hygienetüten
  • Snacks und Getränke
  • Warme Anziehsachen und Schuhe
  • Isomatten, Schlafsäcke und Decken
  • Masken
  • Corona Aufklärungshefte

Tag der Aktion:

 

Am 19.12.2020 sind wir also nachmittags losgefahren. Voll bepackt, also mehr ging wirklich nicht in den Transit, Richtung Kölner Innenstadt, mit der Sorge, ob wir überhaupt Menschen antreffen im Lockdown und wenn ja, ob Sie überhaupt Sachen von uns annehmen möchten.

Kaum angekommen in der Stadt, haben wir auch gleich die ersten Wohnungslosen getroffen und ihnen einige Sachen angeboten, die voller Dankbarkeit angenommen wurden.

Dann haben wir uns auf den Weg gemacht, vom Museum Ludwig über die Schildergasse zum Neumarkt und von dort aus über die Schildergasse und Hohe Straße zum Hauptbahnhof. Jedes Gespräch war anders. Unterschiedlich von der Gesprächszeit, aber auch unterschiedlich hinsichtlich der Wortwahl. Das war sehr spannend und immer wieder lehrreich für uns.

Wir waren positiv überrascht, dass sich JEDER und JEDE bedankt hat. Wir müssen ehrlich gestehen, dass wir damit nicht automatisch gerechnet haben, aber das hat uns sehr gefreut. Ebenso waren wir erstaunt, dass uns niemand nach Geld oder Alkohol gefragt hat. Es zeigt mal wieder, wie oft ein falsches Klischee vermittelt wird. Umso mehr waren wir sehr berührt, als ein Mann seine Tafel Schokolade gegen eine warme Hose aus unseren Spenden tauschen wollte.

 

Wünsche:

Jeder von uns hat Wünsche – egal, ob groß oder klein. Aber die Wünsche auf der Straße haben mich zum Nachdenken angeregt. Ein Mann wollte doch tatsächlich nur Socken haben und manche waren so ehrlich, auch zu sagen, dass Sie aktuell ausreichend haben. Das hat mich sehr berührt.

 

Im Nachhinein müssen wir ehrlich sagen, dass an dieser Stelle der Lockdown seine Vorteile hat. Die Stadt war leer und es gelang uns gut den Abstand einzuhalten. Vielleicht konnten wir durch den Lockdown mehr auf die Menschen eingehen, die unsere Hilfe brauchen und kein Zuhause haben.

 

Möglicherweise kann uns die Corona Pandemie doch einiges mehr lehren als Hygiene und Wissenschaft. Vielleicht schaffen wir es, uns auf den Boden der Tatsachen runterzuholen. Ja, die Corona Pandemie ist eine Herausforderung für uns alle. Aber im Gegensatz zu vielen Menschen, außerhalb Deutschlands und in Deutschland selbst, geht es uns doch ziemlich gut und wir haben ein Zuhause, in dem wir bleiben können.


„Geben ist seliger als Nehmen.“

(Apostel 20,35)



Jahresrückblick

Zum Schluss würde ich gerne noch ein paar Sätze zu dem Jahr 2020 schreiben.

 

2020 fing an wie jedes Jahr. Als uns im Januar die Neuigkeit über ein neues Virus aus China erreicht, ist für die meisten von uns das Virus noch ganz weit weg und der Gedanke an eine Pandemie noch nicht in unseren Köpfen. Auch der Karneval für uns in Köln lief noch wie gewohnt ab und rückblickend bin ich noch immer verwundert, dass Köln im Februar 2020 kein Hotspot war. Doch ab Mitte März wurde den meisten klar … langsam, aber sicher breitetet sich das Coronavirus auch in Deutschland aus.

 

Die Schulen wurden geschlossen, der Einzelhandel und die Restaurants. Unser Osterfest sah dieses Jahr anders aus – für viele sehr einsam. Danach hatten wir einen mehr oder weniger entspannten Sommer, natürlich voller Furcht und Achtsamkeit. Doch im Herbst wurden all unsere aufgebaute Hoffnung wieder zerstört. Eine Rekordzahl nach der nächsten und die Zahlen hier in Deutschland scheinen zu explodieren. Während ich den Blog schreibe, befinden wir uns im zweiten Lockdown und die ersten Menschen in Deutschland wurden geimpft. Und unser Weihnachten war dieses Jahr auch ein ganz anderes.

 

Es ist Irrsinn, zu glauben, dass 2021 ein normales Jahr wird. Wir stecken immer noch in der Pandemie und selbst wenn wir bald die Krise überwunden haben, haben wir noch viel vor uns. Die Menschen in Deutschland und weltweit müssen sich von den enormen wirtschaftlichen Schäden erholen und auch privat müssen wir wieder neu lernen, wie schön und wichtig es ist, unseren Mitmenschen mit den kleinen, aber so wichtigen Gesten, wie Umarmen und Händeschütteln zu begegnen.

 

Ich weiß, dass es aktuell sehr schwer ist. Jeder und Jede von uns ist erschöpft und es kostet uns viel Kraft, sich weiter an die Regeln zu halten und den Blick nicht zu verlieren in die Zukunft, in die wir gemeinsam gehen.

Bleibt gesund und tapfer!

Die Besten Wünsche für das neue Jahr 2021!

 

Eure

Alessandra Hoffmann
mit kräftiger Unterstützung meiner Mama Inga Hoffmann-Tischner

 

PS: Wir freuen uns auf spannende und lehrreiche Momente mit euch im neuen Jahr sowohl als Wundmanagement Köln, Wundmanagement Aachen und Wundmanagement ohne Grenzen.

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Silvia Classen (Donnerstag, 07 Januar 2021 22:44)

    Liebe Allessandra
    Vielen lieben Dank für deine Zeilen .Es berührt mich sehr wie Du und dein Team das alles gemeistert habt.Ja das Klische einiger Menschen ist schon wenig aufbauend umso mehr bewundere ich Euch.Macht weiter so...

  • #2

    Alex (Freitag, 08 Januar 2021 20:56)

    Ein wirklich schöner Beitrag, danke dafür!

    Mich hat der Abend auch geprägt❤️.

  • #3

    Anna (Montag, 18 Januar 2021 04:06)

    Liebe Alessandra, der Text ist wirklich toll und hat mich sehr berührt. Ihr habt großes Herz gezeigt und es macht mich stolz, dass du deine Idee verfolgt und umgesetzt hast.

    Danke für deinen Trost und solche Aktionen, auch in diesen schwereren Zeiten!

  • #4

    Tom (Montag, 18 Januar 2021 04:13)

    Großen Respekt! Wirklich sehr schöne Worte und einfsch eine Herz erwärmende Aktion!